Haben Sprachen Rechte?
Es ist wirklich ganz einfach: Sprachen sind ein Werkzeug. Sprachen fühlen nicht, leiden nicht, genauso wie ein Hammer, ein Auto oder ein Computer.
Sprachen besitzen auch kein Territorium. Sie sind nirgends zuhause. Sprachen sind keine Wesen, die verfolgt und deshalb geschützt werden müssen.
Wer Sprachen als lebendige, leidende Subjekte darstellt, appelliert vor allem an Jüngere, um deren Mitgefühl hervorzurufen. Jugendliche denken idealistisch und haben glücklicherweise eine Neigung, den Schwächsten zu schützen. Diese idealisierte Darstellung von Sprachen ist nichts anderes als der Versuch zur Gehirnwäsche.
Wenn Sprachen Teil des Reichtums einer Nation wären, stellen wir uns doch mal die USA vor mit einer unterschiedlichen Sprache in jedem Bundesstaat. Die indische Verfassung kennt 21 Amtssprachen. Was machen die Inder der verschiedenen Regionen, wenn sie sich verständigen wollen? Sie nutzen ganz ideologiefrei Englisch, die Sprache ihrer ehemaligen Kolonialmacht. Wie reich muss Nigeria sein mit 514 Sprachen? Welche Sprache benutzen die untereinander? Ebenso die Sprache ihrer ehemaligen Kolonialmacht. Genauso wie diese Völker andere Werkzeuge nutzen, Hämmer, Autos, Computer etc.
Diese Beispiele lassen sich beliebig fortsetzen, wobei in ehemaligen französischen Kolonien natürlich Französisch das Kommunikationswerkzeug der Wahl ist. Auf den Philippinen wechselte mit der Kolonialmacht von Spanien auf die USA die zweite Amtssprache von Spanisch auf Englisch. (Die Philippinen habe eine zweite Amtssprache: Filipino basierend auf Tagalong)
Wie ist es nun mit den Rechten der Sprecher einer Sprache? Die Sprecher haben Rechte. In Spanien ist das in den verschiedenen zwei- und mehrsprachlichen Gebieten durchweg dadurch geregelt, dass die regionalen Sprachen gleichberechtige Amtssprachen neben dem Spanischen sind. EU-Ausländer haben nicht das Recht auf Verwendung ihrer Sprache als Amtssprache, z.B. Englisch oder Deutsch. Eine vernünftige Regelung, wie ich finde.
Vernünftig finde ich auch, dass Steuergelder für die Sprecher von Regionalsprachen zur Verfügung gestellt werden, zur Pflege ihrer Sprachen, ihrer Kultur usw. Das macht man ja auch für Spanisch - zumindest in den übrigen Gebieten.
Umso schlimmer ist es, dass die Separatisten meinen, sie müssten Spanisch bekämpfen. Sie müssten den spanisch sprechenden Eltern das Recht nehmen, über die Sprache in der Erziehung ihrer Kinder in der Schule zu entscheiden. Sie meinen, dass sie die Kinder zur Anwendung der Regionalsprache zwingen müssen, um ihre Regionalsprache, ihre regionale Kultur zu retten.
Man stelle sich vor, das würde mit Religion passieren. In der Schule würden die Kinder zwangsweise nur noch mit Religion A unterrichtet, weil die Religion A geschützt werden müsse und weil A zu diesem Gebiet gehört, aus diesem Gebiet stammt.
Ich denke, jeder, der an der Erhaltung seiner Sprache, Kultur, Religion usw. interessiert ist, muss eben dafür werben, dann kann sich ja anschließen, wer will.
Wenn man jetzt angesichts der sprachlichen Konflikte in Spanien glaubt, dass die Separatisten mit ihrer Sprachpolitik dümmer sind als die Völker Indiens, Nigerias, der USA etc., der irrt. Sie sind nicht dümmer. Sie wollen sich in sturem Nationalismus separieren und die Kommunikation der Völker Spaniens untereinander verhindern. Sie sind Fanatiker wie die Priester der Konquistadoren in Südamerika oder die Inquistion, die damit endete, Ketzer und Bücher zu verbrennen. Verhinderung der Kommunikation ist destruktiv. Sprachen bzw. Werkzeugen Rechte zuzubilligen ist manipulativ. Fallen Sie nicht drauf rein!