Madrid hilft nicht
Wir müssen es schon selber machen!
Das Referendum über die freie Wahl der Unterrichtssprache in Valencia, das für den 26.November bis 4. Dezember angekündigt wurde, hat nicht stattgefunden. Schon unmittelbar nach der Ankündigung wurde es boykottiert durch die AMPA (Elternvertretung) und die UGT (Generelle Union der Arbeiter). Das Hauptargument trug Rubén Pacheco vor: Der Entwurf stellt nicht sicher, dass Kinder in der Lage sein werden, auf Valenciano zu lernen..
Als weiteren Grund für die Ablehnung des Referendumgs nennt die UGT: „da es sich um eine Strategie der Regierung von Carlos Mazón handelt, die öffentliche Bildung anzugreifen, Valenciano als Umgangssprache zu demontieren und seine Marginalisierung voranzutreiben“
Was steckt hinter diesen Angriffen auf die Freiheit der Eltern, über die Erziehung ihrer Kinder zu entscheiden?
Keine freie Wahl
Soll man Sprachen schützen?
Zwischen dem 26. November und 4. Dezember soll ein „Referendum“ in den Schulen und Hochschulen der Comunidad Valenciana stattfinden wegen des Inkrafttreten des „Gesetzes über die Bildungsfreiheit“, das dem Modell der Mehrsprachigkeit der vorherigen Regierung Botànic ein Ende setzt.
So gut es einerseits ist, einen überblick über den Willen der Betroffenen oder Eltern zu bekommen, so trügerisch sind sowohl die dabei verwendeten Begriffe der„Bildungsfreiheit“ und der „Mehrsprachigkeit“ als auch die unterstellte Möglichkeit, dass die Beteiligten oder Eltern mit dieser Umfrage wirklich über die Unterrichtssprachen bestimmen können.
Wie die Información aus Alicante berichtet, muss trotz des Referendums „das Valenciano ,,, eine pädagogische Priorität bleiben.“ und fragt zum Schluß: „Sollte die Präferenz der Familie bei der Sprachgestaltung Vorrang haben, oder ist es notwendig, eine feste Politik zum Schutz des Valenciano zu verfolgen?“ Eine trügerische Wahl mit fragwürdigen Argumenten.
Fakten für Medien-Nutzer
Valenciano-Sprachzwang Debatten in sozialen Medien
Auf meinen letzten Beitrag „25% Valenciano - Eltern nicht gefragt!“ gab es eine ungewohnt hohe Anzahl an Kommentaren. Einige davon verblüffen durch völlig faktenfreie Beiträge oder schlichte Beschimpfungen. Andere reagieren durchaus dankenswerterweise sachlich auf diese Einwürfe. Ich kommentiere in der Regel nicht in diesen Medien. Es scheint mir aber sinnvoll, einmal mit einigen Hinweisen auf Fakten zu helfen.
Im folgenden zitiere ich vor allem einige Beispiele aus einer englisch- und einer deutschsprachigen facebook-Gruppe aus der unmittelbaren Umgebung meines spanischen Heimatortes und beginne mit den Beschimpfungen, die einem Fußtritt „Raus hier!“ gleichen.
Ist das Demokratie?
25% Valenciano - Eltern nicht gefragt!
Ein Beispiel-Stundenplan für eine 6. Klasse einer öffentliche Schule in Valencia. 30 Stunden1, davon sind 7 für Valenciano dekretiert. 4 Stunden für die Sprache selbst (Valen) und 3 für Ciencias Naturales (C/N = Naturwissenschaften), das in Valenciano gelehrt wird. Spanisch wird wöchentlich 3 Stunden2 gelehrt und in allen anderen Fächer benutzt.
Die Eltern wurden nicht gefragt, ob sie die Unterrichtung in Valenciano wünschen.
Minimum 25% Spanisch nicht garantiert
Valencia: Wechsel der Unterrichtssprachen
29. Juli. Das Bildungministerium schickt Anweisungen, um Sprachprojekte mit dem neuen Gesetz in Einklang zu bringen.
30. Juli. Die AMPAs 1 fordern ein Moratorium für die Anwendung des neuen Mehrsprachigkeitssystems im Bildungswesen.
Die Änderungen „könnten bereits jetzt umgesetzt werden, ohne das Schuljahr 25/26 abwarten zu müssen, in dem das neue Gesetz über die Verwendung von Sprachen im Unterricht vollständig in Kraft treten wird.“ fordert Hablamos Español.
Spaniens absurde Sprachpolitik
Gloria Lago (Hablamos Español) an valencianischen Bildungsminister
Vor den Wahlen hatten PP und VOX, die jetzt die Regierung in der Comunidad Valenciana bilden, versprochen, dass sie die Forderungen nach freier Sprachwahl der Eltern für die Unterrichtssprache umsetzen werden. Stattdessen verabschiedeten sie ein Gesetz, das den Sprachzwang für Valenciano mildert. Damit werden die Eltern weiterhin vor ein schwieriges Problem gestellt.
Deshalb schrieb die Präsidentin von Hablamos Español vor kurzem dem valencianischen Bildungsminister Antonio Rovira und machte einen konstruktien Vorschlag für das kommende Schuljahr. Im folgenden habe ich dieses Schreiben übersetzt.
Geld, Geld, Geld!
Geld, Pöstchen und Sprachen im Sommerloch
„Die 'einmalige Finanzierung' für Katalonien führt zum größten territorialen Bruch in der PSOE“ titelt elmundo.es und schreibt: „Nicht einmal das Amnestiegesetz hat so viel öffentlichen Widerstand in den Verbänden der Partei hervorgerufen“.
In Valencia stellen PP und VOX die Regierung. Kein Wunder, dass die valenicanische „Las Provincias“ kommentiert: „Die Debatte über die einmalige Finanzierung Kataloniens ist nicht neu. Sie geht nicht einmal auf die Vereinbarung zurück, die zwischen der PSOE und der ERC im November 2023 getroffen wurde, um die Amtseinführung von Pedro Sanchez voranzutreiben.“ Toni Pérez, PP-Bürgermeister von Benidorm klagt: „Alicante (Provinz in der Comunidad Valenciana) wird wieder einmal die letzte Provinz in Sachen Investitionen sein, weil Pedro Sánchez seine Pflichten vernachlässigt hat“
Streit ums Geld ist die Hauptursache der gegenwärtigen Wirren um die Regierungsbildung in Katalonien. Da bleibt nicht viel Raum für den Sprachenstreit und das Sommerloch scheint alle Debatten darüber in den Herbst zu verschieben.
Eltern nicht gefragt
Lehrerstreik gegen Elternrechte
Gestern haben mehrere Lehrer staatlicher Schulen gestreikt. Zu ihren Demonstrationen in verschiedenen Städten der Comunidad Valenciana sollen sie auch Schüler aufgefordert haben, wie einige Presseberichte nahelegen. Wie immer gehen die Zahlen bezüglich der Teilnahme am Streik weit auseinander. Sie reichen von 20% bis 68%.
Dieser Streik kam für viele Eltern überraschend. Ich erfuhr davon durch eine Info eines Lesers meines Blogs und am Vorabend durch einige Gespräche mit Eltern beim örtlichen Jugend-Fußball-Training. So erlebte ich gestern morgen am Schuleingang in Jávea einige Eltern, die völlig ahnungslos bezüglich des Streiks waren. Auch die Eltern meiner Enkel hatten keine Notiz bekommen. An keiner Schule Jáveas war irgendwie erkennbar, zum Beispiel durch Transparente, Plakate o.ä., dass es einen Streik gab.
Geschichtslücken
Indoktrination in Zahlen
Wer für die Zukunft besser planen will, sollte aus der Geschichte lernen. Geschichte hat immer eine Vorgeschichte. Der zweite Weltkrieg ist eine Folge des Friedensvertrages von Versailles am Ende des ersten Weltkrieges und Versailles wiederum... Die Lücke meines Geschichtsunterrichts bestand darin, dass die Geschichte irgendwann mit Bismarck aufhörte, so wurde während meiner Schulzeit die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus vermieden.
Nachdem eine Petition von 190.000 Petenten aus dem Jahre 2019, die Zulassung zur Universität spanienweit einheitlich zu regeln, ohne Wirkung blieb, hat die Lehrergewerkschaft AMES jetzt einen Artikel über eine Untersuchung der Organisation „Escuela de Todos“1 veröffentlicht, in der die Inhalte der Hochschulaufnahmeprüfungen (EBAU) in den verschiedenen autonomen Gemeinschaften Spaniens verglichen werden. Ich finde das Ergebnis für den Bereich Geschichte äußerst verblüffend und wenn man es betrachtet, kommen einem schon Ideen, was alles an Indoktrination in den Schulen bei solchen Lücken möglich ist.
El País: Prozeß beerdigt
Katalonienwahl: Bleibt Sprachzwang?
Die katalanischen Sozialisten (PSC), „Ableger“ der PSOE von Pedro Sánchez haben die Wahl gewonnen und die konservativ, neoliberalen Junts von Carles Puigdemont belegen den 2. Platz, sie haben offensichtlich der ERC Stimmen weggenommen. Für die Separatisten bleibt die Erkenntnis, dass es, wie bisher auch, keine Mehrheit für die Unabhängigkeit von Spanien gibt.
Insofern ist dieses Ergebnis zunächst eine Beruhigung für die Fortdauer der spanischen Regierung und der angespannten Situation in Katalonien selbst. Die Sprachensituation ist jedoch nicht gelöst. In Katalonien gibt es drei Amtssprachen: Spanisch, Katalan und Aranesisch. Die Frage, die uns daher hier beschäftigt, was wird sich in Bezug auf den Sprachzwang ändern?
Baskenland ist nicht Katalonien
Separatistische Baskenpartei?
In meinem letzten Artikel vom 25. April habe ich das Wahlergebnis aus dem Baskenland als Anlaß zu verschiedenen Fragen genommen und merkte u.a. dazu an, „obwohl ich mich mit dem Baskenland nicht auskenne, mit Katalonien und Valencia besser.“ Mit einer einfachen Recherche hatte ich in diesem Artikel beide baskischen Siegerparteien als separatistisch bezeichnet. Das hat eine harte Kritik hervorgerufen.
Deshalb zitiere ich hier einen Leserbrief, den ich dazu erhalten habe. Ich überlasse es dem Leser, die Frage der separatistischen Charakteristik der betroffenen baskischen Partei PNV zu beurteilen. Diese Frage ist für die im Artikel geäußerten Fragen selbst völlig unwichtig, ich möchte aber nicht den Eindruck erwecken, ich würde mit falschen oder ungenügend recherchierten Behauptungen arbeiten.
Separatismus und Geopolitik
Links, Rechts, Regionalismus, Nationalismus, Globalismus
Am letzten Wochenende waren Wahlen im Baskenland. Gewonnen haben die beiden separatistischen Parteien PNV und Bildu. „Historischer Erfolg für Linke“ schreibt die Plattform „nd Journalismus von links“ und die eher bürgerlichen „Costa-Nachrichten“ unterscheiden bei den separatistischen Baskenparteien „zwischen den gemäßigten Nationalisten der PNV 35,2%) und der nationalistischen Linkspartei EH Bildu (32,5%).“ Bildu gewann 6 Mandate, während die PNV 4 Mandate verlor.
Angesichts der Bezeichnungen „Linke“, „nationalistische Linkspartei“, „gemäßigten Nationalisten“ usw. stellen sich mir da doch einige Fragen hinsichtlich der Zuordnung in Zeiten erkennbar wachsender Bedeutung globaler Geopolitik. Das betrifft ja nicht nur das Baskenland, sondern alle spanischen autonomen Regionen mit separatistischen Kräften. Ich habe diese Fragen mal aufgeschrieben, obwohl ich mich mit dem Baskenland nicht auskenne, mit Katalonien und Valencia besser.
Missachtung des Volkswillen bis in den Wahnsinn
Sprachzwang, Separatismus und Demokratie
Drei Schlagzeilen der letzten Woche beleuchten das Verhältnis von Sprachzwang, Separatismus und Demokratie in Spanien.
„Eine Kampagne der katalanischen Regierung fordert Kinderärzte auf, Kinder nicht auf Spanisch zu behandeln“ (ABC.es).
Mazón (Valenicanischer Regierungschef): „Dieser Traum der Països Catalans, ..., hat nicht existiert, existiert nicht und wird nicht existieren. Ich bin derjenige, der eine weitere Verachtung der Comunidad Valenciana durch den katalanischen Separatismus nicht tolerieren wird. Ich werde das niemals dulden.“ (elperiodic.com)
„Befürworter der spanischen Sprache und Pancatalanisten kritisieren das neue valencianische Bildungsgesetz“ (autonomico.elconfidencialdigital.com)
PP mit grünen Nationalisten in einem Boot
Volksinitiative (ILP) gescheitert
Vorgestern, nach zwei Jahren, endlich durfte im valencianischen Parlament über die Volksinitiative (ILP), die die Rechte der Valencianer auf die Anwendung Ihrer Muttersprachen respektiert , debattiert und abgestimmt werden.
Im März 2022 hatte die Organisation „Hablamos Español“ mit über 40.000 Unterschriften (vier Mal mehr als notwendig) diese Volksinitiative eingereicht. Damit war das valencianische Parlament gezwungen, über das darin vorgeschlagene Gesetz zu debattieren und zu entschließen.
Sprachzwang als Mittel der Politik
Die Politisierung der Sprache
In meinem Blog konzentriere ich mich auf die Opposition gegen separatistische Kräfte in Spanien und die Sprachenpolitik all derer, die diesem Ziel des „Teile und Herrsche“ dienen. Politiker aller Couleur denken überhaupt nicht daran, dem Willen der Wähler zu folgen, wie zuletzt in der Provinz Valencia bewiesen, wo die beiden konservativen Wahlgewinner, die PP und VOX, ihre Versprechen am Tag der Amtsübernahmne brachen1, für die Freiheit der Wahl der Sprachen zu sorgen.
Blicke über den spanischen Tellerrand zeigen, dass das gleiche Prinzip auch in Deutschland herrscht, wo Bundes- und Landesregierungen ihren woken Gendersprachzwang gegen den Willen der überwältigenden Mehrheit der Deutschen durchsetzen wollen. Diese Versuche der ideologischen Umerziehung wurden jetzt „durch ein sprachliches Geschenk“ erweitert, wie die tagesschau.de am 24. Februar formulierte. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock habe „eine kleine Änderung im deutsche Sprachgebrauch“ verfügt. „Wir haben das vollzogen, was längst überfällig war: die Schreibweise Eurer Hauptstadt in der ukrainischen Sprache.“ In Zukunft sollen wir Kyjiw statt Kiew schreiben.
Prof. Dr. Werner Müller, ein deutscher Betriebswirtschaftler, der sowohl Platt als auch Spanisch und Russisch spricht, macht sich nicht nur lesenwerte Gedanken über die Sprachen in „Norddeutschland, Katalonien und der Ukraine“.2 Für ihn hat die Umbenennung in „Kyjiw“ ein gewisses amerikanisches Geschmäckle.
UNESCO Gedenktag auf Antrag Bangla Deshs
Internationaler Tag der Muttersprache
Die genaue Anzahl der 1952 bei dieser Demonstration in Bangla Desh Getöteten ist nicht bekannt. Die (damals noch) in Pakistan sitzende Regierung hatte beschlossen, nur noch Urdu als Amtssprache zuzulassen. Nicht viel als bei der Niederschlagung des Aufstandes von Südafrikanern in Soweto, bei der vermutlich über 700 Menschen getötet wurden. Wieviele Ukrainer evt. ums Leben kamen, weil dort Russenhass und ein Verbot aller nicht ukrainischen Sprachen (Russisch, Rumänisch, Ungarisch) herrscht, weiß man ebenfalls nicht. Man weiß aber, dass der ukrainische Sprachenzwang ein Mitauslöser für die Situation ist, der wir täglich in den Nachrichten vom Krieg begegnen.
Diese Umstände sind selbstverständlich in Spanien längst nicht so dramatisch. Aber doch ein Grund, den Gedenktag am 21. Februar zum Anlaß für einige Gedanken zur Situation in Spanien zu nehmen. Sprachzwang erzeugt Hass und im Endeffekt Gewalt. Umso unverständlicher, dass spanische Politiker jeglicher Couleur, ob extrem spanisch nationalistisch oder extrem regional nationalistisch, immer noch vielen Eltern das Recht auf die Wahl der Unterrichtssprache für ihre Kinder nehmen. Die Organisation Hablamos Español hat einige Stimmen von Betroffenen veröffentlicht.
Wie befürchtet
Keine grundlegende Änderung der Sprachenpolitik
Soeben erreicht mich eine Nachricht der Organisation Hablamos Español mit der Überschrift: „Die sprachlichen Änderungen des valencianischen Bildungsministeriums erscheinen uns lauwarm und diskriminieren viele spanischsprachige Familien.“
Leider ist diese Botschaft nicht überraschend und Leser dieses Blogs haben schon frühzeitig erfahren, dass die konservativen Parteien Spaniens ihre Versprechungen bezüglich der Sprachenpolitik nicht halten werden.
Sprachenpolitik der valencianischen PP
Angst machen und spalten
„Nehmen Sie Ihren Kindern in Valencia nicht die kulturellen und beruflichen Möglichkeiten“: Druck auf Familien, sich nicht für Spanisch zu entscheiden, so urteilte ABC.es zum neuen Jahr und zitiert einen Lehrer: „Ich persönlich finde es eine Schande, Ihren Kindern Integrations- und Kulturchancen in der zweisprachigen valencianischen Gesellschaft und natürlich auch Arbeitsmöglichkeiten zu nehmen.“
Der valencianische Präsidente Carlos Mazón hingegen will nur einen Teil der Valencianer vom Sprachzwang befreien und beseitigt nur: „...in spanischsprachigen Gebieten (die Verpflichtung) Valenciano zu lernen“