Letzte Woche hatten die Costa Blanca Nachrichten (CBN) einen Bericht mit der Überschrift: „Wo keiner Valenciano spricht“ gedruckt und auf den Widerstand gegen das sogenannte „Ley del Plurilingüismo“, das die Eltern nur Betrugssprachengesetzt nennen, aufmerksam gemacht. Auf die für morgen bevorstehenden Demonstrationen in 13 Städten wurde hingewiesen.
Der Artikel erweckte m.E. jedoch den Eindruck, dass es sich bei den Unterstützern dieser Demonstrationen einseitig um konservative Kräfte handeln müsse. Dankenswerterweise druckt die CBN heute meinen Leserbrief ab, denn auf diesen Demonstrationen ist jeder willkommen, der für die Freiheit der Wahl der Unterrichtssprachen ist. Das hat nichts mit rechts oder links zu tun, aber viel mit Demokratie.
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Der Originalartikel aus der CBN |
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Der leicht gekürzte Leserbrief als .pdf |
Für die Freiheit der Wahl der Sprache = konservativ?
In Ihrem Artikel „Wo keiner Valenciano spricht“ schreiben Sie noch in der Überschrift von einem sozialistischen Infoabend am 15. und einer konservativen Gegendemo am 18.Januar. Der ganze Artikel erscheint mir durchzogen von einem Gegensatz „konservative“ Parteien gegen das sogenannte Dekret zur Mehrsprachigkeit und „linke“ Parteien für die Förderung von Valenciano. Ich finde das verwirrend und verstörend. Typischerweise werden in dem Artikel auch nur Parteienvertreter zitiert, kein einziger Elternvertreter.
Deshalb möchte ich zunächst feststellen, dass (nicht nur) Elternvereinigungen wie die „FAPA“ Gabriel Miró schon 2018 früher damit begannen, den Protest gegen das Dekret, das sie Gesetz der Betrugssprachigkeit nennen, zu formulieren. Der Name des Gesetzes ist Betrug, weil der Anteil von Spanisch teilweise auf bis zu 0% verdrängt wird. Der geforderte Anteil von Englisch ist absolut illusorisch, weil gar nicht genügend Lehrkräfte dafür zur Verfügung stehen. Wenn die jetzt von der FAPA organisierten Demonstrationen am 18. Januar von konservativen Parteien unterstützt werden, so macht das diese Bewegung nicht konservativ. Genausowenig wie das Dekret fortschrittlich ist, denn es zwingt der spanischsprechenden Mehrheit Valenciano auf.
Die in Spanien als konservativ und sozialistisch genannten Parteien müssen sich in der Sprachenproblematik vorwerfen lassen, dass sie allesamt nicht demokratisch handeln, sondern diesen Konflikt nur für sich selbst nutzen wollen. Die PP ist übrigens im spanischen Galicien verantwortlich für eine Sprachdiktatur zu Gunsten des galicischen Sprache kontra Spanisch. Das ist so doppelzüngig wie die Politik der PSOE, die sich in Madrid national gibt aber regional nur allzuoft den Separatisten zu viel Raum läßt.
Demokratisch ist, wenn die Eltern über die Unterrichtssprache bestimmen. Undemokratisch ist, wenn die Parteien gleich welcher Couleur bestimmen wollen, wie die Schüler unterrichtet werden müssen. Das erinnert mich an das alte SED Lied: Die Partei hat immer Recht!
Aus den Wahlprogrammen von PP und Cs geht hervor, dass sie den Mindestanteil für Valenciano im Unterricht auf 25% bestimmen wollen, die PSOE und Podemos wollen Valenciano „fördern“, wie sie das scheinheilig nennen. Diese Mißachtung der Elternrechte durch alle „Altparteien“ wird prompt von der ultrarechten, teils faschistischen VOX ausgenutzt, die als einzige Partei bei den letzten Wahlen die freie Wahl der Unterrichtssprache durch die Eltern forderte.
Wer sich in der Welt umschaut wird feststellen, dass die Sprachenpolitik in mehrsprachigen Ländern immer ein guter Maßstab für demokratische Verhältnisse ist.
In Spanien sollte sich jeder an Francos faschistische Diktatur samt Sprachdiktatur erinnern. Den Älteren sei in Erinnerung gerufen, dass der Kampf gegen die südafrikanische Rassenpolitik Apartheid 1976 mit einer blutig niedergeschlagenen Revolte in Soweto gegen die Sprachpolitik der weißen Afrikaans sprechenden Buren begann. Die Hauptparole lautete: „To hell with Afrikaans!“
In der Sowjetunion gab es Sprachzwang, in Algerien betrifft es die Berber, in Fernost Länder wie Thailand, Myanmar und Malaysia. Die Liste ist lang, zu lang.
Wer die Geschichte der Straßenbeschilderung in Valencia kennt, weiß, dass die konservativen Parteien wenig bis nichts getan haben, um für bilinguale Beschilderung in der Nach-Franco-Ära zu sorgen. Seit die PSOE an der Macht ist, verschwindet Spanisch im Straßenbild mehr und mehr, teilweise verspottet man die verfassungsgemäße Bilingualität Valencias damit, dass fast alles, was positiv ist, nur in Valenciano beschriftet ist, was negativ ist, zum Beispiel Verbote, wird dann nur auf Spanisch beschildert.
Es ist gut, wenn Eltern nur sich selber trauen und fordern, dass sie selbst über die Wahl der Unterrichtssprache bestimmen sollen. In Südtirol werden beispielsweise für alle Schüler deutsche und italienische Sprachzweige angeboten. Warum geht das nicht entsprechend bei uns? Das ist keine Frage des Geldes, sondern der Prioritäten.
Die Eltern propagieren keine konservative Anti-Valenciano Demonstration, wie im Artikel behauptet. Die Eltern sind nicht gegen Valenciano, sondern für die Freiheit der Wahl der Sprachen.
In diesem Sinne gilt es, die Demonstrationen „Por la Libertad de Elección de Lengua!“, die in 13 Städten in der Comunidad Valencia stattfinden, durch Teilnahme zu unterstützen. Diese Demos sind demokratisch und weder konservativ noch sozialistisch. Hinweise zu Ort und Zeit findet man hier: https://hispanohablantes.es oder auf meinem Blog: www.katalonienkonflikt.eu
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