Die Ferien haben begonnen und in den Schulen und Verwaltungen ist Zeit, den Sprachzwang zu erweitern. Das steht jetzt der ESO (Sekundarstufe = Schüler von 11-16) in der Comunidad Valenciania in einem Gestrüpp von Gesetzen, Dekreten und konternden Gerichtsentscheiden bevor. Sie nennen es Mehrsprachigkeit und das Ganze baut darauf auf, dass bereits für die Schulanfänger im Jahre 2018 der Sprachzwang für Valenciano erweitert wurde.
Dabei tut die valencianische Regierung so, als sei das demokratisch legimiert. Was steht überhaupt zur Wahl?
Den Lesern dieses Blogs dürfte sattsam bekannt sein, dass in allen autonomen Gebieten Spaniens Spanisch die Muttersprache der Mehrheit der Bewohner ist. Allerdings ist die Verteilung in den einzelnen Landesteilen durchaus unterschiedlich. In Alicante, der südlichen Provinz der valencianischen Gemeinschaft, geht der Anteil der Valenciano-Sprecher teilweise auf unter 10% zurück. In der Hauptstadt Valencias dürfte der Anteil ebenfalls sehr gering sein. Im Inland wie beispielsweise in Alcoy könnte sich das genau umgekehrt verhalten.
Vicent Marzà, der valencianische Bildungsminister, verkündete am Montag in A Punt (regionaler Fernsehsender), dass 60 % der Schüler der Sekundarstufe „hauptsächlich auf Valenciano unterrichtet werden sollen“, im Vergleich zu den derzeitigen 28%. El Mundo bemerkt dazu, „dass das aktuelle Gesetz ein erstes Dekret der Generalität ersetzt, das die Diputación de Alicante vor Gericht wegen Diskriminierung des Spanischen kippen konnte. Nach den aktuellen Bestimmungen müssen sowohl Spanisch als auch Valenciano mindestens 25 % der Stunden unterrichtet werden, während Englisch für einen Bereich zwischen 15 und 25 % der Unterrichtszeit reserviert ist, abhängig von den Ressourcen und Bedürfnissen jedes Zentrums.“
25 plus 25 plus 15 bis 25 sind maximal 75, was passiert mit den verbliebenen 25-35%? Die sollen mit Valenciano, möglichst bis zu 60% gefüllt und von der Verwaltung „gefördert“ werden. (Schüler sollten gefördert werden, nicht Sprachen!) So kann der Anteil von 25% Spanisch dann noch auf die Fächer Sport, Musik und Mathematik verbannt werden, wie es häufig geschieht. Die Entscheidungen hierüber wieder sollen die Schulen mit Zustimmung der lokalen Verwaltung fällen. Klingt demokratisch, oder?
Betrachten wir das mal aus dem Blickwinkel der Verfassung. Die Comunidad Valenciana ist zweisprachig, Spanisch und Valenciano. Die spanische Verfassung schreibt vor, dass jeder Spanier Spanisch können soll, was verständlich ist, denn anders kann der Bürger nicht vernünftig am politischen Leben Spaniens teilhaben. Aber im zweisprachigen Valencia sollte zur politischen Teilhabe eine Sprache reichen, Spanisch oder Valenciano.
Der Blickwinkel des Schülers? Er ist in der Regel im Elternhaus mit einer Muttersprache aufgewachsen. Lernen kann man am besten in der Muttersprache. Also sollten ihm die Schulen genau diese Möglichkeiten bieten. Wer mit Valenciano aufwuchs, sollte die Möglichkeit haben, auf Valenciano zu lernen, wer mit Spanisch aufwuchs, sollte auf Spanisch lernen können.
Für alle, die auf Valenciano beschult werden, wäre Spanisch die erste Fremdsprache, die bis zu einem vernünftigen Maß gelehrt werden sollte. Wer auf Spanisch beschult wird, sollte die Möglichkeit haben, Valenciano zu erlernen, aber nicht dazu gezwungen werden. Dieser Zwang könnte im Einzelfall zu erheblichen Nachteilen führen, z.B. für Kinder von Eltern, deren Wohnort innerhalb Spaniens aufgrund ihres Berufes, wie es bei beispielsweise bei Soldaten vorkommt, wechselt.
Eine Auswahl unter diesem Modellen besteht aber nicht für die Eltern. Stattdessen gibt es immer einen Zwangsanteil für die jeweilige Minderheitensprache. Immer macht das Gesetz Vorschriften, unter denen die Eltern wählen können und bei dieser Wahl sind sie noch von der örtlichen Verwaltung abhängig. So kommt es häufig dazu, dass eine Mehrheit von sagen wir 55% darüber bestimmt, was die anderen zu lernen haben. Die Bedürfnisse dieser Kinder und Eltern spielen dabei keine Rolle. Es kommt auch dazu, dass mittels der örtlichen Verwaltung gegen die Mehrheit entschieden wird.
Nun könnte man ja meinen, dieses Verständnis von Wahlen und Mehrsprachigkeit sei typisch für die linken Parteien. Weit gefehlt. In Galicien ist die PP an der Regierung und sie handelt im Prinzip nicht anders als die PSOE in Valencia. Die Parteien haben immer Recht und sie wissen nunmal besser, was gut für die Eltern und die Kinder ist. Das war schon in der DDR so (Sie erinnern sich an das Lied: „Die Partei hat immer Recht!“?). Es wird Zeit, dass wir den Politikern sagen, dass die Eltern über die Wahl der Unterrichtssprache in der Schule entscheiden sollen.
In Valencia wäre das Spanisch oder Valenciano, in Galicien Spanisch oder Galicisch, in Katalonien Spanisch oder Katalan oder Arranesisch usw.
Unter diesen Umständen muss man sich fragen, was das Ganze soll. Warum dieser Sprachenstreit? Meine Antwort ist, dass die Parteien von den wirklichen Problemen ablenken wollen, aber man weiß es nicht. Was wäre Ihre Antwort?
Was auch immer Ihre Antwort, bei den kommenden Wahlen ist es Zeit, allen Parteien die Forderung nach freier Wahl der Sprache vorzulegen und die örtlichen Verwaltungen zu zwingen, sich zweisprachig zu äußern und nicht einseitig in einer Minderheitensprache. Man kann zur Corona-Politik stehen, wie man will, aber es ist eine ungeheure Verachtung der Menschen, Regulierungen und Impftermine nur einsprachig auf Valenciano, Baskisch, Katalan etc., aber nicht auf Spanisch zu verschicken. Mehrsprachigkeit ist etwas anderes!
Am 26. Juni 2021 rufen die COVAPA (Confederación Valenciana de APAs_AMPAs = Eltern-
vereinigungen von Valencia) zur Demonstration in Alicante um 19:00 auf der Plaza de la Montañeta auf
Das Motto:
Erziehung ohne Sprachzwang. Die Zukunft ist in Deinen Händen!
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