Vicent Marzá, valencianischer Bildungsminister erklärte am Montag: „Die Zahl der Schüler, die auf Valenciano unterrichtet werden, steigt von 28 % auf 61 %.“ Die Region Valencia habe die „trennenden Linien“ beseitigt und „jetzt hätten alle Kinder die gleichen Möglichkeiten, alle Sprachen zu lernen und natürlich in erster Linie unsere Sprache, das Valenciano.“
Die Prozentzahlen von 28 auf 61% beziehen sich natürlich nur auf die öffentlichen Schulen. Wer es sich finanziell irgendwie leisten kann, schickt seine Kinder auf eine Privatschule, denn „unsere“ Sprache ist eben nicht in erster Linie das Valenciano und wo sind eigentlich die „trennenden Linien“?
Die weitgehende politische Lähmung der Spanier bedingt durch die Corona-Politik, die hier allerdings moderater verläuft als in Deutschland, verschafft, der valencianischen Regierung diesen Spielraum zur Durchsetzung ihrer separatistischen Zielsetzung.
Man kann es gar nicht oft genug wiederholen. In allen spanischen autonomen Gebieten ist die Muttersprache der Mehrheit Spanisch und nicht die jeweilige Regionalsprache. Das heißt, auch in Valencia ist das so und Valenciano ist eben nicht „unsere“ Sprache.
Diese Tatsache spiegelt sich auch in der valencianischen Verfassung wider, in der wie in den anderen autonomen Verfassungen vermerkt ist, dass es eben zwei Amtssprachen (bzw. drei in Katalonien) gibt.
In der spanischen Verfassung heißt es in Artikel 3:
„ 1. Das kastilische Spanisch ist die offizielle spanische Sprache des Staates. Alle Spanier haben die Pflicht, sie zu kennen, und das Recht, sie zu nutzen.
2. Die anderen spanischen Sprachen sind ebenfalls Amtssprachen in den jeweiligen Autonomen Gemeinschaften gemäß deren Statuten.
3. Der Reichtum der verschiedenen sprachlichen Ausdrucksformen Spaniens ist ein kulturelles Erbe, das besonders zu achten und zu schützen ist.“
Also niemand hat die Pflicht, eine autonome Sprache zu kennen. Es versteht sich von selbst, dass jeder das Recht dazu hat, aber daraus leitet sich nicht das Recht ab, allen Spaniern eine der autonomen Sprachen aufzuzwingen.
Es geht letztendlich um die Zerschlagung des spanischen Staates. In Katalonien wird das offen als Separatismus ausgesprochen, in Valencia ist das ein offenes Geheimnis. Das wird in zig Kleinigkeiten deutlich, wie es auch in der letzten Meldung von Ximo Puig, dem valenicanischen Präsidenten deutlich wurde, der in Valencia dafür sorgen will, „dass die Fernsehprogramme APunt (Valencia) und TV3 (Katalonien) beide auf den digitalen Anwendungen beider Regionen zu sehen sind. Selbstverständlich verwendet TV3 immer wieder die Terminologie der 'katalanischen Länder', um die Gemeinschaft Valencia und die Balearen zusammen mit Katalonien in ein Gebiet außerhalb des übrigen Spaniens einzubeziehen. Eine Praxis, die sich täglich in den Wetterkarten von TV3 widerspiegelt.“
Es ist auch kein Geheimnis, dass Marzà und seine Komplizen immer mehr versuchen, das Valenciano zu katalanisieren, das bedeutet, valencianische Ausdrücke durch katalanische zu ersetzen. Das wird von vielen Valencianern durchaus als Angriff und nicht als Schutz ihrer Ausdrucksform empfunden, wie es in Absatz 3 des Artikels 3 der spanischen Verfassung gefordert wird.
Darum geht es den Separatisten in den autonomen Gemeinschaften ja auch nicht. Das Ziel ist sprachliche Indoktrination in den Schulen zur Förderung eines extremen Nationalismus, man fängt eben am besten bei den Jüngsten und Bildungsfernen, weil arm, an.
Insofern ist es der valenicanischen Regierung gelungen, auch im sekundären Schulbereich (12-16 Jahre) die Unterrichtung auf Valenciano durchzusetzen. Da die Verfassungsgerichte vorschreiben, Spanisch in wenigstens 25% als Unterrichtssprache zu verwenden, wird das gerne auf Musik, Sport und Rechnen geschoben.
Deshalb versucht jeder, der es sich leisten kann, sein Kind auf einer Privatschule mit Unterrichtung auf Spanisch unterzubringen. Der Anteil der öffentlichen Schulen in Spanien beträgt nur 67,2%. Kinder, deren Eltern sich eine Privatschule nicht leisten können, bleiben eben auf Valenciano sitzen.
Eine Trennlinie wird so geschaffen zwischen allen Spaniern, die vernünftig auf Spanisch kommunizieren und politisch die Staatsgeschäfte verfolgen können und jenen, die das nur können, wenn sie den Medien folgen, die ihnen spanische Politik auf Valenciano oder der entsprechenden Regionalsprache erklären.
Der Verweis des Bildungsministers auf Englisch ist pure Heuchelei. Wer die Verhältnisse in Spanien kennt, weiß, dass gar nicht genügend Englischlehrer zur Verfügung stehen. Manchmal werden die wenigen, die es gibt, auch noch entlassen, wogegen jetzt Hunderte von Eltern in Teruel protestierten.
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