Fast könnte man meinen, es gäbe keinen Sprachzwang mehr in Spanien, weil alles so ruhig scheint. Leider ist das Gegenteil der Fall.
Es lohnt nur nicht, täglich jeden Einzelfall zu schildern, wenn die Aufmerksamkeit abgelenkt wird durch die große Politik. Aber auch da tut sich jetzt etwas im Europäischen Parlament, das trotz seiner fraglichen demokratischen Bedeutung nicht völlig ohne Belang ist.
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Am 17. Februar berichtet esdiario.com: „Compromís übergibt den katalanistischen Einheiten die Sprachpolitik der Comunida Valenciana“ Compromís ist ein Parteienbündnis in Valencia, bestehend aus den Grünen und dem Bloc Nacionalista Valenciana.
Im Artikel heißt es u.a. Die Generalitat Valenciana unternimmt über das von Compromís geleitete Bildungsministerium weiterhin Schritte, um eines ihrer umstrittensten Projekte wieder aufleben zu lassen: das Amt für sprachliche Rechte, eine sprachpolizeiähnliche Einrichtung, ähnlich einem in Katalonien bestehenden Amt.
Dieses Amt wurde vom TSJV (valencianisches Gericht) gekippt und später vom Obersten Gerichtshof bestätigt. Compromís hat es jedoch mit dem Trick gerettet, es in das Gesetz zum Haushalt 2023 aufzunehmen.
Nun kündigt Compromís, an, dass es die Kontrolle über diese Sprachpolizei den Organisationen des Katalanismus überlassen wird, die sowohl von Katalonien als auch von valencianischen Verwaltungen mit öffentlichen Geldern ultra-finanziert werden, darunter die berüchtigte Acció Cultural del País Valencià und die Plataforma per la Llengua, berüchtigt für Kampagnen zur Verfolgung von Ladenbesitzern oder Lehrern.
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Am 18. Februar berichtet elCatalán.es über einen argentinischen Journalisten, der von der katalanischen Regierung verfolgt wird, weil er den katalanischen Sprachzwang kritisiert hat. Die Verfolgung besteht darin, dass er ein Stipendium zurückzahlen soll, dass er vor zwei Jahren erhalten hatte. Er hatte im November 2020 einen Artikel verfaßt: „Wie sagt man Fremdenfeindlichkeit auf Katalan?“
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Kurz darauf fordert die katalanische Escuela de Todos (Schule für Alle) lt. El País, dass Spanisch als Amtssprache im ganzen Land erhalten bleiben müsse, weil immer mehr Regionalregierungen die spanische Sprache in die Enge treiben. Die Escuela de Todos war im Dezember 2021 gegründet worden, weil die katalanische Regierung sich nach wie vor weigert, die Beschlüsse der höchsten katalanischen und spanischen Gerichte, wenigstens bescheidene 25% Spanischunterricht, umzusetzen.
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Am 28. Februar antworten einige Lehrer einer staatlichen Schule in Valencia auf diese Forderung: „Wer kein Valenciano will, sollte nicht auf diese Schule kommen!“. Auch diese Lehrer werden bezahlt aus den Steuern der Mehrheit in Valencia, deren Muttersprache Spanisch ist. Das gilt besonders für die Stadt Valencia, für die die Zeitung Levante noch im Januar feststellte: „Die Hauptstadt spricht kein Valenciano“. Zwar verstünden 80% der Bevölkerung es „dank“ der Beschulung, aber nur die Hälfte könne es sprechen. Übertragen auf Deutschland hieße das in etwa, 80% der Kölner könnten die Songs der kölschsprachigen Rockgruppe BAP verstehen, aber nur die Hälfte könnte es sprechen. Könnte passen!
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' href='https://www.elcatalan.es/la-alcaldesa-de-gerona-saca-pecho-de-no-hablar-jamas-el-castellano'>„Die Bürgermeisterin von Gerona prahlt damit, dass sie 'niemals' auf Spanisch spricht“. Meldung vom 3. März. Gerona hat ca. 100.000 Einwohner und liegt im Nordosten Kataloniens.
„Sozialisten und Separatisten boykottieren eine Debatte zugunsten der Zweisprachigkeit im Europäischen Parlament“. In diesem Bericht heißt es: Die Debatte ist Teil einer Petition der „Asamblea por una Escuela Bilingüe“ (AEB [Versammlung für eine zweisprachige Schule]) aus dem Jahr 2017 zum katalanischen Sprachimmersionsmodell. Immersion bedeutet hier Unterricht nur oder hauptsächlich in Katalan, auch für spanischsprachige Schüler, die die Mehrheit in Katalonien bilden.
„Die Debatte in der Petitionskommission wurde jetzt sowohl von Sozialisten als auch von Separatisten boykottiert, indem sie nicht zur Sitzung erschienen in einem Mangel an Respekt ... für die Familien und Organisationen, die für eine zweisprachige Bildung in Katalonien kämpfen.“ Es scheint so, als ob eine inhaltliche Auseinandersetzung um diese Frage zugunsten der Schüler vermieden werden soll. Stattdessen wird leider wieder wie üblich diffamiert, wie die Äußerung der ERC-Europaabgeordnete Diana Riba deutlich machte, in dem sie verächtlich bemerkte: „aber die Petition ist immer noch offen und wird sogar in einer Ausschussanhörung debattiert, die der politischen Agenda der Rechten und der extremen Rechten zugutekommt.“
Stimmt! Diese rechte Agenda kommt den Eltern und Schülern genausowenig zugute, wie die Agenda der Linken und Separatisten!. Die Betroffenen werden mit dieser „linken“ Begründung nur in die Arme der Rechten getrieben. Auch das Eintreten für die sogenannte Zweisprachigkeit kann keine endgültige Lösung sein, wie man weiter unten im Artikel verstehen wird.
Die gute Nachricht: Nach Beschwerden mehrerer Petenten wurde übrigens im vergangenen Oktober beschlossen, im zweiten Halbjahr 2023 eine Mission zur Analyse der Unterrichtssituation an katalanischen Schulen zu entsenden. Nach 6 Jahren! Na wenigstens!
Um die Situation besser zu verstehen, die AEB fordert nicht einmal das Recht der Eltern, über die Unterrichtssprache der Kinder zu entscheiden. Zweisprachigkeit heißt hier nur, neben Katalan wenigstens auch zu 25% Spanisch zu unterrichten. Wenigstens!
Der „große“ Vorteil dieser Form der Zweisprachigkeit für die Schüler wäre: Sie können sich im katalonischen Sprachraum mit anderen Menschen auf Katalan (9 Mio Sprecher) unterhalten, mit denen sie sich genauso gut auf Spanisch (570 Mio Sprecher) verständigen könnten.*
Der „kleine“ Nachteil wäre, die Eltern bzw. Schüler müssten einen massiven zusätzlichen Aufwand treiben, um sich beispielsweise mit ihren französischen Nachbarn (321 Mio Sprecher) oder anderen Menschen großer Sprachfamilien unterhalten zu können, die zu oft nur einsprachig sind.
Immerhin wird an dieser Schule im valencianischen Javea neben Spanisch auch Englischunterricht gegeben, aber Spanisch spiegelt sich nicht in der Kommunikation wider.
Die Forderung der Organisation Hablamos Español lautet, dass die Eltern über die Unterrichtssprache bestimmen sollen. Dann wäre als Unterrichtssprache 100% Spanisch oder 100% Regionalsprache genausogut möglich wie Gemischt Spanisch/Regional. Abgesehen davon, dass bei 100% Regionale Unterrichtssprache Spanisch als zusätzliche Sprache obligatorisch wäre, sollten alle die Möglichkeit des Fremdsprachenunterrichts für z.B. Englisch, Französisch etc. haben.
Kein Geld für soviel Lehrpersonal?
Beim Panzerkauf sparen! Das wäre auch gut gegen die großen Kriege weltweit und den Kleinkrieg an spanischen Schulen und mit der spanischen Verwaltung.
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