„Nehmen Sie Ihren Kindern in Valencia nicht die kulturellen und beruflichen Möglichkeiten“: Druck auf Familien, sich nicht für Spanisch zu entscheiden, so urteilte ABC.es zum neuen Jahr und zitiert einen Lehrer: „Ich persönlich finde es eine Schande, Ihren Kindern Integrations- und Kulturchancen in der zweisprachigen valencianischen Gesellschaft und natürlich auch Arbeitsmöglichkeiten zu nehmen.“
Der valencianische Präsidente Carlos Mazón hingegen will nur einen Teil der Valencianer vom Sprachzwang befreien und beseitigt nur: „...in spanischsprachigen Gebieten (die Verpflichtung) Valenciano zu lernen“
Jeder, der sich auch nur flüchtig mit Psychologie beschäftigt, weiß, dass Angst Blockaden im Gehirn auslöst. Politiker lieben ängstliche Menschen, denn denen kann man sagen, was sie tun sollen und sie folgen. Aufgeklärte Leute hingegen wissen, die Welt ist voller Gefahren und am besten prüft man, welche Methoden es gibt, um der Gefahr auszuweichen oder ihr zu begegnen.
Somit ergibt sich die Frage, welche Möglichkeiten werden dem Kind fehlen, wenn es kein Valenciano lernt? Gemeint ist der Umstand, dass die vergangene Regierung dekretiert hatte, dass nur, wer Valenciano beherrscht, eine Arbeit in der öffentlichen Verwaltung finden kann.
Unabhängig von der Tatsache, dass nicht jeder die zweifellos vorhandenen Vorteile eines Beamtendaseins schätzt, ist es für Spanischsprecher ein Leichtes, Valenciano nach Beendigung der Schule zu lernen. Nicht wenige äußern den Verdacht, dass Valenciano, Katalan etc. nur Dialekte des Spanischen seien und ohne auf diese linguistische Debatte eingehen zu wollen erinnere ich an das Bonmot: „Eine Sprache ist ein Dialekt mit Armee und Marine“
Es sei auch daran erinnert, dass eine mehrsprachige Ausbildung in der Schule (z.B. Französisch und Englisch) die Fähigkeit erweitert und erleichtert, eine weitere Sprache - dann eben Valenciano - hinzuzulernen. Kein Kind also wird daran gehindert, einen Beamtenjob zu bekommen und die Fähigkeit, auch noch Englisch und Französisch gelernt zu haben, wird die Jobchancen kaum verringern.
Des weiteren sei zu bedenken, es ist jetzt teilweise nur wenige Jahrzehnte oder Jahrhunderte her, dass der Sohn des Schmieds Schmied, der Sohn des Bauern Bauer und der Sohn des Priesters, ääh lassen wir das. Die Söhne sind keine Klone der Väter sondern das Produkt zweier (und nicht diverser) Geschlechter und können insofern als Ausgewachsene völlig andere Interessen entwickeln, als die Eltern glaubten. Selbstverständlich gilt das auch analog für Töchter.
Insofern intellektuelle Fähigkeiten Voraussetzungen für einen Beamtenjob sind, ist kein Kind benachteiligt, wenn es in der Schule kein Valenciano lernt.
Wieso sollen nur die vom Sprachzwang befreit werden, die innerhalb gewisser kommunaler Grenzen wohnen? Welchen vernünftigen Grund gibt es denn dafür?
Dass es nur um die politische Spaltung der Valencianer geht, sieht man auch an dem Argument, es ginge um kulturelle und integrative Chancen.
Welchem Kinden werden denn diese Chancen genommen, wenn es kein Valenciano in der Schule lernt? Es kann sich doch jederzeit entscheiden, bei typisch valencianischen Veranstaltungen mitzumachen. Auch beim Sport habe ich nicht entdecken können, dass es Diskriminierungen für Kinder gibt, die sich (seinerzeit, als es noch weitgehend möglich war) nicht für Valenciano in der Schule entschieden haben.
Die Kinder reden sowieso, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist.
Ich selbst bin in Deutschland auch nie Mitglied eines Schützenvereins geworden und zur Enttäuschung meiner Eltern und Lehrer interessierte mich klassische Musik überhaupt nicht. Ich entschied mich schon früh für eine Musik, die von meiner Elterngeneration als Negermusik (Blues und Rock 'n Roll) diffamiert wurde.
Die Art und Weise der kulturellen Chancen sind nicht immer das, was Politiker meinen. Befreien wir uns von der Vorstellung, dass wir bestimmen, was unsere Kinder später machen sollen. Machen wir ihnen Angebote und sie werden das nutzen und anwenden und anpassen, was ihnen gefällt. Das ist Evolution.
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