Gestern haben mehrere Lehrer staatlicher Schulen gestreikt. Zu ihren Demonstrationen in verschiedenen Städten der Comunidad Valenciana sollen sie auch Schüler aufgefordert haben, wie einige Presseberichte nahelegen. Wie immer gehen die Zahlen bezüglich der Teilnahme am Streik weit auseinander. Sie reichen von 20% bis 68%.
Dieser Streik kam für viele Eltern überraschend. Ich erfuhr davon durch eine Info eines Lesers meines Blogs und am Vorabend durch einige Gespräche mit Eltern beim örtlichen Jugend-Fußball-Training. So erlebte ich gestern morgen am Schuleingang in Jávea einige Eltern, die völlig ahnungslos bezüglich des Streiks waren. Auch die Eltern meiner Enkel hatten keine Notiz bekommen. An keiner Schule Jáveas war irgendwie erkennbar, zum Beispiel durch Transparente, Plakate o.ä., dass es einen Streik gab.
Ende März diesen Jahres war die Volksinitiative für das Recht der Eltern auf die Wahl der Unterrichtssprache für ihre Kinder im valencianischen Parlament gescheitert. Die neue Regierung, bestehend aus PP und VOX, hatte sich das Recht vorbehalten, selbst statt der Eltern über diese Frage zu entscheiden und sie entschied im Bruch mit ihren Wahlversprechen, diese Frage je nach Region unterschiedlich zu behandeln. Teile und herrsche eben.
Zu diesem Zweck wurde das durch die Vorgängerregierung (PSOE und Compromís[=quasi Grüne]) beschlossene Gesetz der Vielsprachigkeit (Ley de Plurilingüismo) abgeschafft. Das war immerhin ein kleiner Fortschritt, denn die sogenannte Vielsprachigkeit bestand darin, dass der Zwang für Valenciano drastisch erhöht wurde, in einigen Schulen und Jahrgängen wurde Spanisch nominell nur noch zu 25% als Unterrichtssprache geduldet. Am liebsten für die Fächer Musik, Mathematik und Sport, weil dort die sprachliche Entwicklung der Schüler nicht im Vordergrund steht.
Das dieser rigide Sprachzwang jetzt nicht mehr angewandt werden kann, hat offenbar einige Lehrer so sehr empört, dass sie sich zum Streik entschlossen. In der Mitteilung an einige Familien heißt es: ?Die 'Bildungsfreiheit' zeichnet sich dadurch aus, dass es keine Vorherrschaft einer Sprache über die andere gibt, und der von PP-VOX vorgeschlagene Gesetzentwurf verschärft die Situation der asymmetrischen Zweisprachigkeit, unter der wir leiden, noch weiter.?1 Leider wird nicht eindeutig erläutert, was die Lehrer unter asymmetrischer Zweisprachigkeit, unter der sie so leiden, verstehen. Man kann das aus ihrer Forderung ableiten: ?Um diese asymmetrische Zweisprachigkeit zu korrigieren, sind Ausgleichsmaßnahmen für die Amtssprache erforderlich, die sich sowohl auf der Ebene der Bildungsplanung als auch auf der Ebene des Sprachgebrauchs in einer Situation der Minorisierung befindet?2 Mit anderen Worten, die Mehrheit spricht Spanisch und wir, die Lehrer, wollen das ändern.
Um das alles ein wenig sozial zu verkleiden, wurden für diesen Streik auch Forderungen nach Verbesserungen im Bildungswesen gestellt. Diese Forderungen sind zum größten Teil sicher berechtigt, das will ich hier gar nicht debattieren. Aber wie hatte ElMundo.es3 berichtet? „Dies ist der erste große Streik, mit dem sich die PP- und Vox-Regierung nach nur einem Jahr Legislaturperiode konfrontiert sieht, und der erste in diesem Sektor seit 12 Jahren.“ Ist es nicht sehr interessant, dass man erst nach 12 Jahren sein soziales Gewissen entdeckt?
Wie gesagt, darum geht es auch nicht wirklich. Es geht um eine Ideologie des Sprachzwangs und eines katalanischen Imperiums. Der jetzige valencianische Präsident, Carlos Mazón, hatte die zum Streik aufrufenden Verbände auch kritisiert, weil in ihrem Namen die Bezeichnungen ?Països Catalans? oder ?País Valencià? auftauchen.4 Es ist positiv, dass die jetzige valencianische Regierung in Übereinstimmung mit der Mehrheit in Valencia und Katalonien keine Separatismusgelüste hat. Noch schöner wäre, wenn Regierung und streikende Lehrer das Recht der Eltern über die Unterrichtssprache für ihre Kinder zu entscheiden respektieren würden.
In Valencia gibt es zwei Amtssprachen, deshalb: JA zu Valenciano. JA zu Spanisch. JA zum Recht der Eltern auf die Wahl der Unterrichtssprache ihrer Kinder. NEIN zum Sprachzwang.
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