Zur Debatte bei dieser „Wahl“ stand nicht die Frage: Wer soll über die Unterrichtssprache entscheiden, Politiker oder Eltern? Stattdessen hieß es: Valenciano gegen Spanisch und damit standen die Eltern als Verlierer schon fest. Aber davon sollte abgelenkt werden und so schien es, als hätten Sprachen gekämpft. El Mundo formulierte das so: „Valenciano gewinnt mit knappem Vorsprung ..., nur in Alicante setzt sich Kastilisch durch.“
Die Organisation Hablamos Español hatte schon frühzeitig vor der massiven Indoktrination gewarnt: „Wir haben Beschwerden von Familien erhalten, ... deren Kinder mit einem Heft aus der Schule zurückkamen, dessen Inhalt eine plumpe Indoktrination war, die mit Irrtümern und Manipulationen darauf abzielte, die Familien davon zu überzeugen, Valenciano zu wählen, unabhängig davon, welche Muttersprache ihre Kinder haben. Dabei wurden die unbestreitbaren Vorteile des muttersprachlichen Unterrichts ignoriert, wie er von den Vereinten Nationen (UN) befürwortet und von allen unabhängigen Pädagogen ... empfohlen wird.“
Angesichts der massiven Indoktrination und der überwältigenden Mehrheit1, die in Valencia muttersprachlich Spanisch spricht, werfen das prozentuale Ergebnis (50,53% zu 49,47%) und die geringe Wahlbeteiligung (58,61%) einige Fragen auf. 50,53% von 58,61% ergeben nur 29,6% von 100% Wahlberechtigten, nicht einmal ein Drittel.
Die Comunidad Valencia hat drei Provinzen. El País listet Valencianowähler mit 70,5% in der nördlichen Provinz Castellon, 57,8% in der Provinz Valencia und 34,1% in der südlichen Provinz Alicante. Beim Blick in das deutsche Wikipedia liest man für die Stadt: „ Eine Studie des valencianischen Bildungsministeriums ermittelte 2008, dass nur 2,9 % der Bevölkerung der Stadt zu Hause überwiegend Valencianisch sprechen, während 76,2 % nie Valencianisch sprechen.“ Es ist sicherlich so, dass in ländlichen Bereichen mehr Valenciano gesprochen wird. Aber bei allen fehlenden Umfragen aus jüngster Zeit und Unklarheiten in dieser Frage bleibt: Warum sollen die wenigen Schüler in der Stadt Alicante überhaupt Valenciano, also die obligatorischen 25%, lernen? Das gilt natürlich auch im ländlichen Castellon, wo sie in der Minderheit sein mögen.
Gebt den Eltern das Recht, zu wählen und den Kindern die Möglichkeit, in Ihrer Muttersprache ohne Valencianozwang zu lernen. Das Problem wäre gelöst. Wenn die Umgebung der Kinder Valenciano spricht, werden sie es gebrauchen können. Wie in der deutschsprachigen Schweiz, wo alle Kinder in der Schule auf Hochdeutsch lernen, aber zu Hause ihre Dialekt sprechen. Einen Dialekt, den die meisten Deutschen nicht einmal kaum oder überhaupt nicht verstehen.
Aber darum soll es jetzt in diesem Artikel nicht gehen.
Nebenan das Bild von den Reklametafeln, die die Regierung von Jávea, wo ich wohne, überall aufgestellt hatte. Die Regierung von Jávea ist mit zwei Parteien aus der konservativen Regierung der Comunidad Valenciana identisch, der PP und VOX2. Sie hatten vor den Wahlen zur valencianischen Regierung versprochen, sich für die freie Wahl der Unterrichtssprache durch die Eltern einzusetzen. Kaum an der Regierung, wurde aus dieser Forderung der Zwang auf 25% für Valenciano und über den Rest sollten dann die Eltern entscheiden. Wie, ist am nebenstehenden Bild zu sehen. Natürlich Valenciano.
Daneben wurden entsprechende Broschüren und Flugblätter ebenso auf Kosten der Steuerzahler gedruckt und an den Schulen verteilt.
Eine Regierung, die den Wählern sagt, wie sie wählen sollen, gab es nicht einmal zu Zeiten der DDR und der Sowjetunion.
Für die „Wahl“ in der Comunidad Valenciana gilt laut El País: „In Castellón entscheiden sich 70,5% der Familien dafür (Valenciano), in Valencia 57,8% und in Alicante 34,1%, einer Provinz, in der die spanische Sprache 65,9% der Stimmen erhält. Die Beteiligung erreicht nicht 60%“
Dieses Bild spiegelt sich auch an einer Privatschule (concertada) wieder, wie man am nebenstehenden Bild3 sehen kann. Die Frage, warum mehr als 40% sich auch an einer Privatschule nicht für eine Basissprache entscheiden können, bleibt unbeantwortet. Man muss wissen, dass Eltern, die ihre Kinder auf eine solche Schule schicken, erheblich mehr finanziellen und sonstigen Aufwand als an einer öffentlichen Schule haben. Sind 40% dieser Eltern nicht an ihren Kindern interessiert? Schwer vorstellbar.
Könnte es sein, dass viele Eltern nicht zur Wahl gingen, weil sie auf Grund des Drucks durch Regierung, Rathäusern und Medien sich zum evt. Schaden ihrer Kinder nicht zu äußern wagten? Lehrer, die demokratisches Verhalten den Schülern lehren sollten, hätten eigentlich gegen diese massive Wahlbeeinflussung intervenieren müssen. Davon war nichts zu hören gewesen. Wenn man weiß, dass schon Musiker und Ärzte entlassen wurden, weil sie keinen Nachweis für Valenciano führen konnten, fragt man sich, ist das ein Wunder?
Nur die Manipulatoren haben schon wieder eine einfache Antwort. Zum Beispiel titelt El Confidencial: Das Ergebnis der „Wahl“ zeige „eine zweisprachige Gesellschaft mit dem Wunsch, Valenciano zu lernen“. Wer keine Zeit hat, viel zu lesen, versteht nur, die Leute wollten Valenciano lernen. Man müsste sich schon etwas Mühe machen und kostbare Zeit nehmen, um zu begreifen, dass „die Leute“ nicht einmal ein Drittel der Wahlbeteiligten einer Scheinwahl ausmachen.
Eine Erkenntnis bleibt. Ein System,
* bei dem Politiker straflos ihre Wahlversprechen brechen können und
* MainStreamMedien unkritisch Regierungssprech nachplappern
kann mir nicht als demokratisch verkauft werden.
Für mich bleiben nach dieser „Wahl“ viele Fragen offen.
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