In den autonomen Regionen Spaniens gibt es Sprachenstreit und Sprachenzwang. Da ist es nützlich, sich sachlich mit dem Thema Sprachen zu beschäftigen. Diese Serie liefert Informationen und besteht aus 6 Teilen:
1. Südafrika: Blutiger Aufstand gegen den Sprachzwang klicken, um Teil 1 zu lesen
2. Katalonien: Sprachzwang und Spaltung einer Nation
3. Sprachzwang, Geschichtsfälschung und Indoktrination klicken, um Teil 3 zu lesen
4. Sprachzwänge in der Ukraine klicken, um Teil 4 zu lesen
5. Auswege aus dem Konflikt - Was ist Sprache? klicken, um Teil 5 zu lesen
6. Sprachenschutz - Funktioniert das in Frankreich? klicken, um Teil 6 zu lesen Sprachzwang und Demokratie
Teil 2 Sprachzwang und Spaltung einer Nation Spachverbot, Sprachzwang und Sprachdiktatur sind verschiedene Maßnahmen aus dem Werkzeugkasten undemokratischer Herrscher und Regierungen. Spanien ist ein Staat mehrerer Nationen, in denen diese Instrumente bis heute angewendet werden.
Spanisch und Katalan[1] Die Franco-Diktatur und der Sprachzwang Entgegen vielfacher Behauptungen katalanischer Separatisten hat es niemals einen Kampf der Katalanen gegen Franco gegeben. [2] Der spanische Bürgerkrieg war genauso wie in allen spanischen Landesteilen auch in Katalonien ein Kampf der Faschisten gegen die Republikaner, Rechts gegen Links, Oben gegen Unten, Putschisten gegen den Staat.
Das katalanische Bürgertum, dem es im 19. Jahrhundert gelang, eine Industrie zu entwickeln, fand in Spanien unter den Bedingungen seiner Zeit einen geschlossenen Markt für seine Produkte, ein Markt, den sie teilweise oligopolistisch beherrschen konnten. Das katalanische Bürgertum hatte aufgrund seiner Besitzungen guten Grund gehabt, riesige patriotische Demonstrationen in Barcelona zur Unterstützung der spanischen Kriegsanstrengungen gegen die Aufständischen in Kuba zu organisieren. Aber als 1898 Spanien den Krieg um die Kolonien in Kuba und auf den Philippinen an die US-Amerikaner verlor, begann sich langsam so etwas wie ein katalanischer Unabhängigkeitsgedanke zu entwickeln, der sich im spanischen Bürgerkrieg 1936-1939 gegen Franco häufig als genauso schädlich zeigte, wie der Kampf der Kommunisten und Anarchisten untereinander im republikanischen Lager.
Francos tastete nach seinem Sieg das Privateigentum an Produktionsmitteln auch in Katalonien nicht an und so gab es für das katalanische Bürgertum schon bald keinen wichtigen Grund mehr, weiter eine Eigenständigkeit Kataloniens zu fordern. Auch bestehende katalanische Monopole in Spanien wurden nicht angetastet und schon 1943 stellte Franco per Dekret, sogar zum Nachteil von Madrid, fest, dass internationale Messen nur in Barcelona und Valencia abgehalten werden dürfen.
In dieser Situation näherten sich Franco's Spanien und bestimmte Teile des katalanischen Bürgertums wieder an. Franco, der unmittelbar nach dem Sieg im Bürgerkrieg den Gebrauch sämtlicher Regionalsprachen verboten hatte, hob diese Verbote wieder auf. Schon 1961 ließ das Franco-Regime die Gründung von Òmnium Cultural zu. Òmnium Cultural war eine Organisation, die sich bei Gründung der Förderung der katalanischen Sprache und Kultur widmete. Katalanische Theateraufführungen, Literatur fingen an, den kulturellen und sprachlichen Alltag zu normalisieren bei gleichzeitiger absoluter Dominanz der spanischen Sprache. Offizielle Dokumente und Verträge wurden nur anerkannt, wenn sie auf Spanisch verfasst waren, es war die einzige Amts- und Unterrichtssprache. Wenn man bedenkt, dass die Muttersprache einer großen katalanischen Minderheit Katalan war, kann man diesen Zustand durchaus als Sprachdiktatur bezeichnen.
Der Hass, den viele Katalanen, die nicht am Reichtum teilhaben konnten, auf die spanische Sprache empfanden, wird verständlich.
Spanisch: Teil katalanischer Kultur seit Jahrhunderten „Im Jahre 1469 heirateten Königin Isabella von Kastilien und König Ferdinand von Aragón, und obwohl beide Kronen ihre Institutionen für eine Weile getrennt hielten, gilt als gesichert, dass nach und nach die Grenzen beseitigt, die Münzen vereinheitlicht wurden und die kommerziellen, kulturellen, religiösen und militärischen Beziehungen zwischen ihnen intensiviert wurden. Kastilien war dreimal so groß wie die Krone von Aragon und hatte viermal so viele Einwohner, und viele der Königreiche von Aragon und Valencia waren bereits spanischsprachig, so dass katalanische Seeleute und Händler allmählich begannen, Spanisch zu lernen. In den großen Städten (vor allem Tabarnia, die Regionen um Barcelona und Tarragona) begann sich die spanischsprachige Bevölkerung niederzulassen. Wie dem auch sei, es ist nachweisbar, dass im Jahre 1490, die ersten deutschen Druckereien, die sich in Barcelona niederließen, bereits mehr auf Spanisch als auf Katalan publizierten.“ berichtet man auf web-sites der Tabarnia [3] und fügt als Beweis gleich das Schriftstück eines Katalanen aus dem Jahre 1601 an, der sich darüber beschwert, dass fast niemand mehr Katalan spricht.
Noch 1910 schreibt der katalanische Nationalist Ferran Agulló Vidal: „Spanisch wurde nicht durch Dekret in Katalonien auferlegt, sondern durch die freiwillige, langsame Adoption unseres Volkes, ein Effekt des großen Prestiges, das die kastilische Sprache erlangte.“ [4] Weiter heißt es auf der web-site der Tabarnesen: „Es muss klar sein, dass wir alle Tabarnesen eine tiefe Zuneigung für die katalanische oder tabarnesische Sprache empfinden. Mehr als 95% der Einwohner von Tabarnia sprechen Katalan/Tabarnesisch und ein sehr hoher Prozentsatz benutzt es als erste Sprache in unserem täglichen Leben.“
Die Industrialisierung Kataloniens im 20. Jahrhundert führte zu einem starken Sog von Arbeitern aus dem spanischen Süden, was der Verwendung der katalanischen Sprache nicht unbedingt dienlich war. Es führte zu einer zusätzlichen Aufspaltung von Spanisch und Katalan zwischen den industriellen und ländlichen Gebieten Kataloniens, die sich noch heute teilweise im Wahlverhalten widerspiegelt.
Die Rekatalanisierung - eine rassistische Ideologie 1980 wurde durch ein geleaktes Strategiepapier [5] aus der katalanischen Regierung deutlich, welche Ideologie die Führer des katalanischen Bürgertums, die nun wieder für eine Unabhängigkeit von Spanien eintraten, verfolgten. Dieses Papier ist überschrieben mit: „Eine der gezielten Aktivitäten ist die 'Stärkung des Familienmodells zur Gewährleistung des biologischen Austausches'.“ und fordert u.a.: „Es ist notwendig, unser Volk auf die Notwendigkeit aufmerksam zu machen, mehr Kinder zu haben, um unsere kollektive Persönlichkeit zu garantieren.“ und „Wir wollen Männer und Frauen mit starker Überzeugung und bereit, sich einem mächtigen Katalonien zu stellen.“
Wem es nicht gelingt, die ideologische Verwandschaft zwischen den Buren, den Nazis und den Autoren dieses Dokumentes zu entdecken, der sei auf den Rassismus vieler separatistischer Führer hingewiesen.
Die katalanischen Rassentheorien des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts betrachteten die Spanier des Ebro im Süden als „Semiten und Mauren“. Noch im Februar 2001 wurde ein Buch über die Gedanken von Heribert Barrera mit dem Titel „Was denkt Heribert Barrera“ veröffentlicht. Barrera war von 1976-1987 Generalsekretär der Esquerra Republicana de Catalunya (ERC)[6] und erster Präsident des Parlaments von Katalonien nach dem Ende Franco-Diktatur. Er schrieb u.a.: „In der katalanischen Bevölkerung gibt es eine genetische Verteilung, die sich statistisch beispielsweise von der Bevölkerung südlich der Sahara unterscheidet. Obwohl dies politisch nicht korrekt ist, gibt es viele Eigenschaften, die genetisch determiniert sind und Intelligenz ist wahrscheinlich eine davon. Der intellektuelle Quotient von Schwarzen in den Vereinigten Staaten ist niedriger als der von Weißen.“
Im Jahr 2008 schrieb Oriol Junqueras, der gegenwärtige Präsident der ERC, ganz auf den Spuren von Barrera, für die Zeitung „Avuí“ einen Artikel, in dem es u.a. heißt: „Die Katalanen haben mehr genetische Nähe zu den Franzosen als zu den Spaniern; mehr zu den Italienern als zu den Portugiesen und ein bischen zu den Schweizern. Während die Spanier mehr Nähe zu den Portugiesen haben als zu den Katalanen und wenig zu den Franzosen.“ [7]
Der jetzige Präsident der Katalanen, Quim Torra ist nicht nur bekannt für seine rassistischen Sprüche, sondern auch für seine Verehrung von Daniel Cardona, Kollaborateur der Nazis und Polizeichef von Barcelona, der Anarchisten demütigte, bevor er sie schlachtete.
Die heutige Situation in den „països catalans“ Das Bild zeigt Demonstranten in Valencia im Jahre 2017. Die Demonstration richtete sich hauptsächlich gegen die Ansprüche der katalanischen Separatisten, die unter dem Begriff „països catalans“ fordern, dass neben Gebietsansprüchen auf Sardinien und in Frankreich, in Spanien vor allem die autonome Gemeinschaft Valencia und die Balearen zu einem pankatalanischen Reich gehören sollten. Diese imperiale Politik wird mehr oder weniger versteckt selbst von den Regierungen dieser autonomen Regionen unterstützt, zumindest nicht direkt angegriffen.
Das drückt sich vor allem darin aus, dass schleichend immer mehr Sprachzwang hin zu den Regionalsprachen und weg vom Spanischen ausgeübt wird. Ein gesetzloser Zustand, der wegen der verwickelten politischen Zustände von Madrid geduldet wird.
In allen Verfassungen aller autonomen Regionen mit Regionalsprachen werden zwar mindestens Spanisch und die jeweilige Regionalsprache als gleichberechtigte Amtssprachen aufgeführt und die Diskriminierung von Personen, die sich nur einer dieser Sprachen bedienen, verboten.
Die Wirklichkeit sieht jedoch völlig anders aus. In vielen öffentlichen Schulen wird nur noch teilweise, manchmal gar kein Spanisch mehr unterrichtet, obwohl die Bevölkerung in allen spanischen Gebieten mit Regionalsprachen (dazu gehören neben den „països catalans“ auch das Baskenland und Galicien) mehrheitlich Spanisch als ihre Muttersprache angibt.
In Katalonien selbst werden Unternehmen, die es wagen ihre Veröffentlichungen, Firmenschilder etc. nur auf Spanisch anzuzeigen, mit schweren Strafen bedroht. Unlängst drohte man playmobil mit einer Strafe von 100.000 Euro.
Auf den Balearen wie in Katalonien erhalten nicht einmal Putzkräfte einen Job, wenn sie nicht gewisse katalanische Sprachkenntnisse nachweisen können. Da dieses Gebot auch für Ärzte gilt, ist es längst zu einem Ärztemangel im öffentlichen Gesundheitswesen auf den Balearen gekommen.
In Valencia gilt natürlich das gleiche Gebot für den Nachweis von Sprachkenntnissen, aber im Gesundheitswesen wird (noch) darauf verzichtet.
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Fußnoten Spanisch und Katalan [1] Als „Spanisch“ bezeichnet man international die Sprache, die eigentlich „Castellano“ oder „Kastilisch“ heißen müsste. Spanien ist ein Land, in dem neben Kastilisch oder Spanisch auch andere Regionalsprachen und -dialekte gebräuchlich sind, wie z.B. Galicisch, Baskisch, Katalanisch (Katalan), Valenciano etc.
[2] Die sehr kurze geschichtliche Darstellung stützt sich auf meine eigenen Nachforschungen, die sich in meinem Buch "Katalonien-Ein Konflikt wird exportiert" wiederfinden und auf die z.T. wörtlichen übernommenen Analysen von Alvaro Peredo in "Orwell en la Cataluña del derecho a decidir. Mitos es imposturas del nacionalismo catalán y el procés", deren Übersetzung auf Deutsch sich im Internet hier befindet:
http://www.katalonienkonflikt.eu/pdf/mitos-aleman-ingles.pdf
[3] El idioma castellano en Tabarnia (Die kastilische Sprache in Tabarnia)
https://tabarnia.org/web/el-idioma-castellano-en-tabarnia/.
[4] ebda.
[5] http://www.katalonienkonflikt.eu/Rekatalanisierungsstrategie.html
[6] Die ERC erhielt bei den Nationalwahlen 2019 1 Mio Stimmen, das entsprach 25% der Stimmen in Katalonien
[7] Las ideas racistas de Oriol Junqueras.
https://www.dolcacatalunya.com/2015/07/las-ideas-racistas-de-oriol-junqueras/